Drachenlauf 2018 Drucken
Dienstag, den 30. Oktober 2018 um 14:55 Uhr

Parallel zum Frankfurt-Marathon stellte Tim Dally beim Drachenlauf im Siebengebirge seine momentan sehr gute Form unter Beweis, musste sich allerdings nach seinem Sieg 2016 (letztes Jahr war der Lauf wegen Unwetterwarnung abgesagt worden) dieses Jahr nach einem harten Fight mit dem 2. Platz im hochkarätigen Teilnehmerfeld begnügen.

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Der Drachenlauf gilt bei einer Streckenlänge von 25km mit etwa 1100 Höhenmetern als einer der schwierigsten Mittelgebirgsläufe Deutschlands. Direkt nach dem Start wartet der 2km-steile Aufstieg zum Ölberg mit bis zu 20%-Steigung auf die Läufer, anschließend folgen der Lohrberg, die Löwenburg, der Drachenfels und schließlich der gefürchtete Petersberg mit durchschnittlich 15%-Steigung auf 1,7km. Im Vergleich zu den Vorjahren war der Trailanteil erhöht und die Strecke höhentechnisch nochmals verschärft worden.

Tim ging zwar als Titelverteidiger und in eigentlich guter Form an den Start, hatte sich allerdings 2 Tage zuvor eine leichte Erkältung eingefangen und wusste, dass er mit Moritz auf der Heide diesmal einen fast übermächtigen Konkurrenten hatte. Moritz ist amtierender Deutscher Meister im Ultratrail und hat kürzlich den Kaisermarathon in Tirol mit über 2300 Höhenmetern, sowie den 63km langen Cappadocia-Ultratrail in der Türkei gewonnen.

Wie erwartet setzten sich Tim und Moritz direkt vom Rest des etwa 700 Teilnehmer umfassenden Feldes ab. Bis zum Gipfel des Ölbergs hatte Tim einen geringen Vorsprung von wenigen Sekunden herausgelaufen, doch im folgenden langgezogenen Downhill legte Moritz eine unglaubliche Pace vor und konnte sich bis auf fast eine Minute Vorsprung absetzen. Im folgenden Anstieg zum Lohrberg hoch ging Tim in den roten Bereich und es gelang ihm, die Lücke wieder zuzulaufen. Von Kilometer 9 an liefen beide gemeinsam zur Löwenburg hoch und die Trails über die Breiberge ins Rheintal hinunter, wobei sie den Vorsprung auf die Verfolger deutlich ausbauen konnten. Bei Kilometer 15 folgte der neue, brutale Anstieg zum Drachenfels hinauf mit felsigen Trails und unzähligen Treppenstufen. Da Tim den Drachenfels-Anstieg von dieser Seite aus überhaupt nicht kannte, entschloss er sich, hier noch keine Attacke zu starten. Auf der anderen Seite des Drachenfelses mussten die Läufer dann eine relative flache Passage durch den Schlosspark der Drachenburg bewältigen. Hier passierte das, was Tim im Vorfeld am meisten Sorgen bereitet hatte: Beide übersahen ein Flatterband, landeten in einer Sackgasse und mussten fluchend wieder ein Stück zurücklaufen. Diese Aktion kostete glücklicherweise nur etwa eine Minute, sodass der Abstieg nach Königswinter hinunter relativ kontrolliert absolviert werden konnte. Tim wusste, dass er beim Schlussanstieg den Petersberger Bittweg hinauf angreifen muss, wenn er gewinnen will. Andererseits waren die Oberschenkel zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich platt, was für eine 15%-Steigung keine guten Voraussetzungen sind. Trotzdem lief er den Petersberg fast eine halbe Minute schneller hinauf als bei seinem Sieg 2016 (diesmal sogar ohne Gehpause). Allerdings ließ Moritz sich nicht abschütteln und setzte die erwartete Attacke am Downhill direkt hinter der Gipfelkuppe, die Tim dann nicht mehr kontern konnte. Nach 1:52:45h erreichte Tim das Ziel in Thomasberg mit nur 48 Sekunden Rückstand und brennenden Oberschenkeln, aber in deutlich besserer Zeit, als er es vorher erwartet hatte. Nur noch 2 weiteren Läufern gelang es, unter der 2h-Marke zu bleiben: Dem Drittplatzierten Lothar Wyrwoll von der Aachener TG in 1:57:10h, sowie dem knapp dahinter einlaufenden Daniel Weiser in 1:57:43h als Cheforganisator des Drachenlaufs.

Insgesamt war es bei optimalen Laufbedingungen (5Grad, trocken) wieder eine tolle Veranstaltung: Klasse Stimmung an der Strecke - klasse Organisation - klasse Streckenführung! Wer gerne Höhenmeter sammelt, ist hier genau richtig aufgehoben :-)